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Alpinausbildung am Großglockner

„Sehr spitz, sehr blau, sehr böse ziehen Spalten unter uns weg in die Tiefe und verlieren sich im Unendlichen, gerade dazu geschaffen, einen Menschen einzusaugen und zwischen sich verengenden Wänden totzupressen. Engelbert erzählt, wie er im Ötztal half, Opfer zu bergen: "Allen hatte es die Hände beim Sturz nach oben gerissen. Alle waren sie wohl nach drei, vier Minuten erstickt. Auch in den Spalten hier liegen fünf, sechs Tote allein aus den vergangenen 20 Jahren."
Häufig sind die Spalten tückisch unter Schneebrücken verborgen. Versteht sich, dass wir jetzt sehr brav am Seil trotten, in vier, fünf Meter Abstand, das Seil immer halbwegs straff gehalten. "Wenn einer einbricht - Ruhe bewahren. Nur festhalten, den Rest erledige ich."
Der Austieg am Berg geht über wacklige Schieferplatten, Geröll, Lehm - "und ausgesetztes Gelände". Was heißt: Links und rechts geht es steil hinunter. Sabine, stellt sich heraus, hat Höhenangst. Na prima. Aber so etwas kann Engelbert nicht - wahrnehmbar - erschüttern. "Stell dich hier hin. Nun blick direkt auf deine Füße. Jetzt ein paar Zentimeter davor. Da ist noch Platz. Schau ein bisschen weiter. Da ist ja noch viel Abstand. Und jetzt, wenn du willst, kannst du mal in die Tiefe gucken." Es funktioniert - und aus lauter Dankbarkeit baut sie auf dem Gipfel ein kleines Steinmännchen.“

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