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Macau: Reiswein statt Vinho verde

„Das wirkliche Wahrzeichen Macaus ist wahrscheinlich ein bunter Plastikchip, etwas größer als ein Fünfmarkstück, mit dem Aufdruck "50", "100", "1000": der Jeton.
Das Hotel Lisboa, größtes der zehn Casinos, einnert an eine mehrstöckige, weiß-braune Festtagstorte mit vielen Kringeln, gekrönt von dem Strahlenkranz einer überdimensionierten Roulettscheibe. Hier sitzen sie, in Jeans und Lederjacke, Anzug oder Cargopants, Männer und Frauen, jung wie alt, auf fünf Etagen, in runden verräucherten Sälen mit grün-rosa Teppichen, oder in goldverzierten Separés namens "Place VIP" oder "Imperial Room", um Tische mit Karten, Roulett, Würfeln, Domino- und Fanfan-Steinen. Verbissen starren sie auf ihre Aufzeichnungen, stapeln nervös Spielmarken um, werfen, knallen oder schieben schließlich entschlossen einen oder viele Chips auf ein Feld im grünen Filz, im Gesicht jedesmal den Ausdruck, diesmal aber wirklich ganz genau zu wissen, was Sache sein wird.
Es klingelt, die Croupiers geben aus, mit wächsernen Gesichtern knicken die Spieler die Karten nur an ihrem äußersten Rand ein wenig um, blicken darunter - und jetzt verlässt manchen doch die chinesischerseits allzeit geforderte Contenance: Ein scharfes Ausatmen, ein anerkennendes Grunzen, ein unterdrückter Faustschlag auf den Tisch - und schon verteilen die müden jungen Frauen in rosa Strickjacken oder die Männer mit den ausdrucklosen Minen die Häuflein Glück, wie es das Schicksal gewollt hat, und plaudern ungerührt miteinander weiter.“

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