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Bill Bryson "Frühstück mit Kängurus - Australische Abenteuer"

Die Würfelqualle. Der Blauringkrake. Die Trichterspinne. Dazu Taipane, Haie, Kegelschnecken - ganz klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis Bill Bryson ein Land für sich entdeckt, in dem es "mehr Lebewesen gibt, die einen umbringen können, als irgendwo sonst".

Jetzt ist es soweit: Der witzigste, einfallsreichste, quirligste aller Reiseschriftsteller besucht den "heißesten, ausgedörrtesten, unfruchtbarsten aller bewohnten Kontinente", eine Landmasse, die atemberaubend leer ist, und zugleich "vollgepackt mit Zeugs", Super-Zeugs: Dem berühmtesten Monolithen. Dem rätselhaftesten Volk. Dem größten lebenden Wesen.

Wenn Bryson reist, das wissen seine Leser, wird jedes Land zum Panoptikum, bevölkert von skurrilen Geschöpfen, liebenswürdigen Typen und haarsträubenden Geschichten: Keine Frage, dass er auf die Riesenregenwürmer von Gippsland stößt, alles über die heimtückischen Angriffe von Leistenkrokodilen weiß und auch der Frage auf den Grund geht, warum Australier so gerne überdimensionierte Hummer, Schafe oder Bananen in die Landschaft stellen.

Genauso plastisch, manchmal auch drastisch aber erzählt er von der Geschichte der Besiedlung des Kontinents, der es ihm mit seiner Mischung aus amerikanischer Lebensart und britischer Grundstruktur von Anfang an angetan hat, hält den Aussies ihren Umgang mit den Aborigines vor und stochert in den Abgründen australischer Politik.

Bill Bryson auf Reisen widerfahren stets all die Missgeschicke, die auch uns Nicht-Brysons passieren: Hotels sind ausgebucht, Kellnerinnen pampig, die Mit-Touristen eine Zumutung. Wir ärgern uns wie Rumpelstilzchen. Bryson aber jubelt. Man sieht ihn geradezu, wie er sich die Hände reibt und in Gedanken schon den Schnösel von Hotelportier auf dem literarischen Seziertisch zurechtlegt.

Es ist der scheinbar federleichte Umgang mit der Alltagssprache, der den Mann aus Iowa von den meisten Vertetern des Genres unterscheidet. Bryson hat ein ausgesprochenes Geschick für Timing, ein Gespür, welche sprachliche Nuance einen mittleren Kalauer zum exzellenten Gag macht (apropos Sprache: Hervorragend übersetzt, Kompliment, Sigrid Ruschmeier), und ein feines Händchen für nagelneue, oft hinreißend komische Vergleiche.

Dies alles angewandt auf fast durchgehend hohem Niveau in einer 400 Seiten langen Liebeserklärung: Glückliches Australien. An dem Land muss einfach etwas dran sein!


Bill Bryson "Frühstück mit Kängurus - Australische Abenteuer", Goldmann 2001

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