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Ulrich Grober "Vom Wandern – Neue Wege zu einer alten Kunst"

Na, das ist doch mal ein Buch! Da nimmt uns einer mit hinaus, an den Darßer Ostseestrand und in den Böhmerwald, auf den Rothaarsteig und durch Beuys` Düsseldorf und zeigt uns Wege zur Loreley, über die Alpen und durch den Hainich, die noch nicht jeder gegangen ist. Mal ist Hermann Hesse dabei, mal Thomas Müntzer, mal begeistert er uns für das Herbstlaub, mal schwärmt er von Veilchen und Günsel und Disteln.

Aber damit begnügt er sich nicht. Zwischen den zwölf Touren klopft er ganz unterschiedliche Wissensgebiete daraufhin ab, was sie für ein umfassendes Bild des Wanderns hergeben: Von der richtigen Ausrüstung und dem exakten Navigieren reicht das Spektrum, über Wanderpioniere wie Pilger und Handwerksgesellen, bis zu flow- und Trance-Zuständen, den letzten Erkenntnissen der Neurobiologie.

Einen "Landschaftsflaneur" hat ein Freund den Journalisten Ulrich Grober einmal genannt. Bewundernswert gebildet, mit genauem Blick und unbegrenzter Neugier ausgestattet, geht es ihm um nicht weniger, als "eine neue Balance zwischen schnell und langsam, zwischen `besehbaren` und `begehbaren` Räumen" zu finden - zu Fuß.

Natürlich liest sich das nicht einfach so weg, wie man es heute so sehr schätzt. Das ist solide, gründliche Arbeit ohne Effekthascherei - Schwarzbrot fürs Wanderergehirn. Da wird es für den Leser aber auch mal steinig und mühsam, es verlangt ihm Zeit und Geduld ab, weist gelegentlich Längen auf - wie eine richtige Wanderung eben. Und wie eine solche war es am Ende jede Anstrengung wert.

Franz Lerchenmüller

Ulrich Grober "Vom Wandern - Neue Wege zu einer alten Kunst", Zweitausendeins 2006

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