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Rezensionen unter Buch & Beifall - Gut gefunden
Michael Obert "Die Ränder der Welt - Patagonien, Timbuktu, Bhutan & Co"

Er geht dahin, wo es schön ist. Und dahin, wo es wehtut. Und manchmal überschneidet sich beides. Michael Obert sucht für seine Reportagen gern die abgelegensten Ecken der Welt. Und er kommt verlässlich mit interessanten Geschichten zurück. Dieser Band versammelt 24 Stücke aus den letzten Jahren, von der Fahrt auf dem Eisenerzzug in Mauretanien über den Besuch einer abgedrehten Party in Kabul bis zur Begegnung mit den Tänzern von Papua-Neuguinea in Goroka.

Normale Reisereportagen aus Gibraltar, Island oder Bhutan wechseln mit höchst ungewöhnlichen Geschichten, wie der der Suche nach den lebenden Toten auf Haiti oder dem Bericht seiner Behandlung durch einen Heiler in Malawi. Dabei schrammt er immer wieder mal knapp am Tod vorbei: Im Rio Negro reißt ihm "etwas" seinen Fuß auf und versetzt ihn tagelang in Bewußtlosigkeit. Am Popocatepetl wird er von einem Vulkanausbruch verschüttet. Und in Nigeria rauben ihm Gangster mit vorgehaltener Waffe die Tasche mit Tonbandaufzeichnungen einer siebenmonatigen Afrikareise. Lassen ihn aber am Leben.

Gutes Handwerk wechselt mit hervorragenden Reportagen. Und die nachträglichen Zwischentexte lassen den Leser etwas näher am Leben des Reisenden hinter und zwischen seinen Geschichten teilhaben.

Er liebt das Abenteuer, keine Frage. Aber man darf ihm abnehmen, dass es ihm auch etwas mehr geht: Er will, sagt er, die Menschen hinter den kurzlebigen Nachrichtensplittern finden, will Grenzen überwinden und die gemeinsamen Wurzeln verschiedener Kulturen entdecken.
Michael Obert ist der moderne Wanderer zwischen den Welten, im besten Sinne des Wortes.

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