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Jason Eliott "Unerwartetes Licht"

Als er zum erstenmal heimlich ins Land reist, ist er 19 und geht noch zur Schule. Die Afghanen kämpfen gegen die Sowjets. Er schleicht sich durch Minenfelder und hängt bei den Mudschaheddin
herum - was für ein großes Ferienabenteuer für einen großen Jungen.
Aber es hat ihn gepackt. Zweimal kehrt der junge Engländer zurück, zuletzt zehn Jahre später, mit der Idee, ein Buch zu schreiben. Die Vorausetzungen stimmen: Er hat Mut, kennt die alten persischen Dichter und radebrecht selbst Farsi. Mittlerweile kämpfen die Afghanen gegen sich selbst, die Taliban stehen vor Kabul. Er quartiert sich bei ausländischen Journalisten ein und schlägt sich ins Pandschir-Tal durch, ins zentrale Hochland und nach Herat, wo schon die Taliban das Sagen haben.
Jason Elliott ist ein penibler Beobachter. Er lässt aus Gerüchen, Geräuschen und Gesprächen das Bild eines Landes entstehen, das es so, ein Jahrzehnt später, gar nicht mehr gibt. Nachrichten aus einer Zeit, als Afghanistan noch Schrottplatz bloß russischen Kriegsgeräts war und die Taliban von den USA hofiert wurden. Gekonnt verknüpft er die verwickelte Geschichte des Landes mit seinen eigenen Erlebnissen und bemüht sich um ein tiefes Verständnis von Islam und Sufismus. Und er stellt sich den Fremden, seiner Fremdheit und dem wechselseitigen Befremden: Manchmal prallen die Kulturen sehr krass aufeinander - und auch durchaus witzig.
Mit einem Wort: Sehr lobens- und höchst lesenswert.

Jason Eliott "Unerwartetes Licht", Piper 2002, 487 S., E 22.90

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