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Bernhard Setzwein "Die Donau - eine literarische Flußreise von der Quelle bis Budapest&qu

Der Rhein - das ist Germania, siegfriedscher Stolz, deutsche Seele pur. Die Donau? Ein "deutsch-ungarisch-slawisch-romanisch-jüdisches Mitteleuropa", sagt Claudio Magris. A bisserl gschlampert, ziemlich melancholisch und ein wenig verquer, ergänzt der "bekennende Donauist" Bernhard Setzwein. Und nimmt uns mit auf eine rasante Reise den Fluss hinunter.
In Regensburg blicken wir neben Achternbuschs Liebenden von der Steinernen Brücke, im Sauwald, wo "Hellseher, Dunkelredner, Wachträumer" zuhause sind, treffen wir mit Reiner Kunze den Kleinverleger Toni Pongratz. Dem Bayernwaldpropheten Mühlhiasl begegnen wir, und der Agnes Bernauer, die sie in Straubing ertränkt haben. Wir erfahren von der "Blauen Donau" des Ludwig Bemelman, und von der "Gelben Donau" von Jules Vernes, vom großen Appetit des Franz Anton Bruckner in Linz, und von den Wachauer Marillen, unter denen Conny Froboess sich in das "Mariandl-andl-andl" verwandelte. Stromabwärts geht es, und immer weiter! In Kierling besuchen wir Franz Kafka auf dem Sterbebett, in Wien nimmt Ludwig Fels uns mit auf den "Friedhof der Namenlosen", wo Joseph Fuchs die unbekannten Wassertoten bestattete. In Budapest schließlich erinnert sich Sándor Márai, wie die Rote Armee die Deutschen vertrieb und Tibor Déry zeigt uns die Stadt bei Nacht.
Ganz nebenbei erfahren wir, dass Bayern einst ein Weintrinkerland war, warum Josef Kyselak zu Kaiser Franz Josefs Zeiten seinen Namen überallhin pinselte, und wie Fürstin Gloria von Thurn und Taxis die Sache mit der 45-Millionen-Erbschaftssteuer regelte.
Ein opulenter Band ist dieses Buch, trotz seiner nur wenigen, strengen Schwarz-Weiß-Fotos - die Hochglanzbilder entstehen im Kopf. Gute Reise!

Bernhard Setzwein "Die Donau - eine literarische Flußreise von der Quelle bis Budapest", Klett-Cotta 2004

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