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Sven Lindqvist "Wüstentaucher - auf den Spuren von Dichtern, Träumern und Generä

Die Wüste lockt. Immer schon hat sie die Verrückten angezogen, die Abenteurer und Gescheiterten. Ihnen schienen die Nomaden Nordafrikas Seelenbrüder, das karge Land sollte zum Katalysator ihrer Träume werden. Auch der schwedische Literaturhistoriker Sven Lindqvist fährt in die Sahara, um "menschlichen Komplikationen" aus dem Weg zu gehen. Und er folgt berühmten Spuren: Denen von Saint-Exupéry etwa, der dazu neigte, "alles zu adeln, was seine Bewunderung weckte". Oder von Michel Vieuchange, der in Frauenkleidern nach Smara reiste und einen Monat später starb: "Eigentliche Todesursache: Romantik". Isabelle Eberhardt wiederum verkleidete sich als Mann und feierte wüste sexuelle Orgien mit Beduinen und Legionären.. Auch Pierre Loti zog es in die Leere, den Schriftsteller, der "die Romantik vom Dasein überall abschöpfte". Eugéne Fromentin schrieb 1853 in Laghouat von der Gefühllosigkeit des Landes, die auch die Menschen präge. Und merkte nur am Rande an, dass seine Landsleute hier ein halbes Jahr zuvor ein widerliches Blutbad angerichtet hatten.
Für sie alle waren die Kolonien nur "eine Arena, in der sie das ausleben durften, was in ihrem Heimatland sozial nicht akzeptabel war." Afrika als Sicherheitsventil für Europa.
Lindqvist dagegen öffnet sich dem Zauber der Landschaft- und zertrümmert harsch die Mythen. Er schreibt vom "Herrenzimmerorientalismus" Agadirs, von Kinderprostitution und der Befreiungsbewegung Polisario, von Brunnen voller Leichen und Tauchern, die wahnsinnig wurden. Auf gerade mal 138 Seiten erfahren Leser und Leserinnen mehr über die Wirklichkeit der Sahara als aus ganzen Bibliotheken seiner romantischen Vorgänger.
Freilich , am Ende muss auch er konstatieren: "Das, was ich zu fassen versuche, ist weg." Die Wüste hat er gefunden. Sich selbst blieb er fremd.

Sven Lindqvist "Wüstentaucher - auf den Spuren von Dichtern, Träumern und Generälen", Unionsverlag 2004

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